Wo viel Licht ist,
ist auch viel Schatten.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Lichtverschmutzung - es geht jeden an:

Lichtverschmutzung über Mainz
Unter Lichtverschmutzung versteht der Astronom und die Wissenschaft die Aufhellung des Nachthimmels durch von Menschenhand geschaffene künstliche Lichtquellen.
Das Licht selbst stellt dabei den für die Natur verschmutzenden Faktor dar und wird durch Schmutz und Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre verstärkt.
Lichtverschmutzung ist ein globales Problem was jeden von uns angeht.
Es beginnt mit Hofbeleuchtungen vor der eigenen Haustür. Gartenlampen, Christbäume zur Weihnachtszeit, Straßenlampen,
Sky-Beamer von Discotheken, beleuchtete Firmengebäuden, beleuchtete Denkmäler und Leuchtreklamen usw.
Jede künstliche Lichtquelle trägt zu diesem globalen Problem bei.
Die Auswirkung der Lichtverschmutzung ist unumstritten. Lichtverschmutzung stört und beeinflusst Ökosysteme und wirkt sich auf lebende Organismen,
und damit auf uns Menschen aus.
Die Aufhellung des Nachthimmels hat weitreichende ökologische und biologische Konsequenzen!
Ein paar Beispiel dazu:
- Pflanzen werden durch künstliches Licht in ihrem Wachstum und den sonst typischen Wachstumsphasen beeinflusst.
- Insekten und Vögel welche sich an den sonst natürlichen lichtquellen wie z.B. dem Mond orientieren werden fehlgeleitet.
- Tagaktive Tiere sowie Menschen brauchen die Dunkelheit zum Schlafen, Entspannen und Regenerieren.
- Die Populationen von selbstleuchtenden Insekten wie z.B. Glühwürmchen gehen erschrenkend schnell und stark zurück.
- Die Wissenschaft macht hier auch die Lichtverschmutzung als Ursache verantwortlich, da sie maßgeblich das Paarungsritual dieser Insekten stört.
- Es gibt Ärzte welche aufgrund moderner Untersuchungen der Meinung sind, das verschiedene Krebserkrankungen mit künstlichem Licht in Verbindung stehen.

Light pollution: It's not pretty
Der Gesetzgeber in Deutschland hat die Lichtverschmutzung bereits als Problem erkannt.
Licht zählt zu den im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG) erfassten Immissionen.
Schädliche Umwelteinwirkungen liegen dann vor, wenn sie "[...] nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind,
Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen."(§3 BImschG).
Zum Schutz des Menschen hat der Länderausschuss für Immissionsschutz eine "Richtlinie zur
Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen" veröffentlicht,
die jedoch nicht auf die Belange des Naturschutzes eingeht. Verbindliche Grenzwerte zur Lichtimmission stehen daher noch aus.
Für uns Astronomen ist jedoch neben dem immensen unnötigen Energieverbrauch der getrübte Blick zum nächtlichen Himmel von Bedeutung.
Schon lange sehen wir den klaren sternenbedekten Nachthimmel nicht mehr in der Form und mit den Details, wie ihn unsere Vorfahren noch vor 50 Jahren gesehen haben.
Die astronomische Beobachtung ist durch die Lichtverschmutzung zunehmend eingeschränkt.
Ja, in Ballungsgebieten und Großstädten nicht mehr möglich.
Über hellen Städten sind nur noch wenige sehr helle Sterne mit bloßem Auge sichtbar.
Ausgedehnte lichtschwache Objekte wie unsere Milchstraße oder unser kosmischer Begleiter, die Andromeda-Galaxie sind nicht mehr zu erkennen.
Von den einst mit dem bloßen Auge sichtbaren 2500 Sternen können je nach Verschmutzungsgrad nur noch zwischen 200 bis 500 Sterne beobachtet werden.
Bekannte Sternwarten haben schon teilweise schon ihren Betrieb mangels Sicht eingestellt oder die Aktivitäten an einen anderen Ort hin verlagert.
Jeder kann etwas dagegen tun:
Ein großteil der Lichtverschmutzung entsteht durch schlecht konstruierte und ineffektiv installierte Lichtquellen sowie durch unnötige Beleuchtungen her.
Was können wir dagen tun?
- Begrenzte Beleuchtungszeiten öffentlicher Beleuchtungsanlagen
- Reduzierung unnötiger Beleuchtung (z. B. Abschalten jeder zweiten Straßenlaterne und Flutlichtanlagen zu Nachtzeiten mit niedriger Frequentierung)
- Einsatz von effektiveren und energiesparenderen Lampen
- Gezieltere Beleuchtung (von oben anstatt von unten)
- Abschirmung von Lichtquellen, um eine Abstrahlung nach oben und zu den Seiten zu verhindern.
Aber die "Initiative gegen Lichtverschmutzung" der VdS Fachgruppe Dark Sky bringe das Problem mit wenigen Worten auf den Punkt:
Insgesamt betrachtet ist die umstrittene Problematik der Lichtverschmutzung kein Thema in der Gesellschaft und der Politik.
Sehr viele Initiativen verlaufen aufgrund mangelnden Interesses im Sande.
Eine Gegenposition besagt, dass eine Reduzierung der Beleuchtung automatisch auch eine Reduzierung der Sicherheit auf den Straßen bewirke.
(Betrachtet man aber Unfallstatistiken von Ländern, die ihr gesamtes Straßennetz einschließlich Autobahnen beleuchten (z. B. Benelux-Staaten),
so zeigt sich, dass dort die Anzahl der Verkehrsunfälle nicht merklich geringer ist als in Deutschland).
Eventuelle ökologische und soziokulturelle Auswirkungen der Lichtverschmutzung in noch nicht geklärtem Ausmaß oder auch die bessere
Erkennbarkeit des Sternenhimmels sind für die meisten Menschen kein Anreiz, sich näher mit dem Thema zu befassen.
Auf politischer Ebene kann durch das Argument der Energieverschwendung eine nähere Auseinandersetzung mit dem Thema angeregt werden.
Danke an alle Autoren für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der hier gezeigten Fotos.
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Beispiele globaler Lichtverschmutzung: